
Jozef Lemmens ist der Sohn von Frans Lemmens, der am 11. August 1944 bei „Vergeltungsaktionen “ in Meensel-Kiezegem verhaftet und nach Deutschland deportiert wurde. Frans Lemmens starb im Konzentrationslager Neuengamme. Jozef Lemmens beantwortete unsere Fragen zu seinem Engagement im Landesverband Meensel-Kiezegem ’44 und was er an die nachfolgenden Generationen weitergeben möchte.
Wie hast du von der Geschichte deines Vaters erfahren?
Ich war dabei, als mein Vater am 11. August 1944 zu einer so genannten Passkontrolle abgeholt wurde. In Wirklichkeit wurde er von der flämischen SS deportiert, zunächst nach Löwen und später nach Neuengamme. Ich war zu diesem Zeitpunkt fast 7 Jahre alt. Mein Vater war nicht der Einzige, der verhaftet wurde: insgesamt wurden etwa 95 Personen zusammengetrieben, darunter 4 Brüder meiner Mutter.
Welchen Einfluss hat deine Familiengeschichte auf die Person, die du heute bist?
Ich wuchs ohne Vater auf. Meine Mutter blieb auf dem Bauernhof mit fünf kleinen Kindern, von denen das jüngste damals erst ein Jahr alt war. Ich war das mittlere Kind mit zwei Brüdern und zwei Schwestern. Deshalb lebte ich während meiner Kindheit einige Zeit bei verschiedenen Onkeln und Tanten. Als ich 11 Jahre alt war, musste ich in das Internat des Heilig Hartcolleges in Tervuren gehen.
Welche Elemente deiner Familiengeschichte und Werte wirst du an die nächste(n) Generation(en) weitergeben?
Wie es sich anfühlt:
- Den Vater gehen zu sehen und ihn nie wiederzusehen.
- In einer Familie ohne Vater aufzuwachsen.
- In späteren Jahren: keinen Vater zu haben, bei dem man sich Rat holen kann.
Welche Folgen Krieg und Rache (wie die Ereignisse in Meensel-Kiezegem 1944) haben können, sollte nie vergessen werden.
Wie kamst du dazu, dich im Landesverband Meensel-Kiezegem ’44 zu engagieren? Was bedeutet dir dein Engagement?
Meine Mutter, eine Kriegswitwe, war Mitglied der Nationalen Konföderation der politischen Gefangenen und Begünstigten (NCPGR). Ab dem Alter von fünfzehn Jahren durften Kriegswaisen wie ich bei den jährlichen Gedenkfeiern beim Blumenschmuck helfen.
Ich bin seit über sechzig Jahren Mitglied der NCPGR. Ich habe dort als Sekretär gearbeitet und bekleide derzeit das Amt des Schatzmeisters. Darüber hinaus bin ich seit acht Jahren Mitglied des NCPGR-Vorstands.
Etwa zehn Mal im Jahr nehme ich mit der NCPGR an verschiedenen Gedenkveranstaltungen in Belgien teil.
Im August organisieren wir die jährliche Gedenkfeier in Meensel-Kiezegem.
Außerdem bin ich Mitglied der belgischen Freunde von Neuengamme und nehme seit 2012 an ihrer jährlichen Gedenkfahrt teil. Mehrmals im Jahr mache ich auch Führungen im Museum ’44.