
Marianne Rüsz‘ Vater Børge Emil Pedersen war im Konzentrationslager Neuengamme und im Außenlager Versen inhaftiert. Sie wurde aktives Mitglied des dänischen Neuengamme-Vereins, um das Versprechen einzulösen, das ihr Vater und andere überlebende Häftlinge ihren gefallenen Kameraden gegeben hatten: „Sie sollen nicht vergessen werden“.
Wie hast du von der Geschichte deines Vaters erfahren?
Mein Vater hat zu Lebzeiten immer über seine Zeit in den Konzentrationslagern gesprochen. Seit ich ein Schulkind war, musste ich wichtige Daten im Leben meines Vaters und seine Häftlingsnummer auswendig lernen. Egal wo wir waren – es gab immer eine Situation, die meinen Vater veranlasste zu sagen: „Habe ich dir schon einmal erzählt, dass ich während des Krieges in einem Konzentrationslager in Deutschland war, wo ich …“
Welchen Einfluss hat deine Familiengeschichte auf die Person, die du heute bist?
Ich bin Mitglied in zwei dänischen Vereinen ehemaliger Häftlinge in Dänemark und wurde 2012 Vorsitzende eines dieser Vereine.
Ich lese viel über die Zeit während des Krieges in Dänemark und suche nach weiteren Informationen zu zahlreichen Themen, auf die ich dabei stoße. Ich spreche sehr offen über die Zeit meines Vaters im Konzentrationslager und äußere meine Meinung zu ähnlichen Themen des aktuellen Weltgeschehens, wenn es sich ergibt.
Welche Elemente deiner Familiengeschichte und Werte wirst du an die nächste(n) Generation(en) weitergeben?
Auch mein Sohn, der jetzt 37 Jahre alt ist, kennt die Geschichte meines Vaters. Wir nahmen ihn mit nach Neuengamme, als er 12 Jahre alt war, und er erinnert sich lebhaft daran, wie ich ihm die Geschichte meines Vaters erzählte. Er hat seinem ältesten Sohn, der 8 Jahre alt ist, einiges davon erzählt.
Wir planen, ihn am Heiligabend zur Gedenkfeier in Mindelunden mitzunehmen. Davor werden wir ihn mit der Geschichte vertraut machen, da er Teil der dritten Generation ist.
Wie kamst du dazu, dich in der dänischen Amicale zu engagieren? Was bedeutet dir dein Engagement?
Ein Mitglied meines Vereins (Versen-Häftling) sagte, ich solle dem nationalen Verein beitreten, und erzählte gleichzeitig dem Vorsitzenden der nationalen Organisation von mir.
Für mich ist es wichtig, dass dieser Teil der dänischen Geschichte nicht vergessen wird. Besonders wichtig ist es, das Versprechen zu erfüllen, das die überlebenden Häftlinge ihren gefallenen Kameraden gegeben haben: „Sie sollen nicht vergessen werden!“