
Vital Craeninckx wurde nach seinem Großvater väterlicherseits Vital Craeninckx benannt, der am 16. November 1944 im Alter von 51 Jahren in Neuengamme starb. Auch Vitals Großvater mütterlicherseits, Frans Pasteyns, wurde deportiert und starb im Alter von 48 Jahren am 23. Februar 1945 im Lager Meppen-Versen. Er gehörte zu den Männern aus Meensel-Kiezigem, die 1944 im Zuge von „Vergeltungsmaßnahmen“ nach Deutschland deportiert wurden. Vital Craeninckx erzählte uns, wie diese Tragödie ihn zu dem Menschen gemacht hat, der er heute ist.
Wie hast du von den Geschichten deiner Großväter erfahren?
In meiner frühen Kindheit bemerkte ich an der Wohnzimmerwand einen großen Rahmen mit Fotos von Männern und der Aufschrift „die Gefallenen“ und „die Zurückgekehrten“. Zunächst machte ich mir darüber keine Gedanken, bis mich meine Großmutter 1961, als ich 7 Jahre alt war, nach Brüssel mitnahm, wo in einem großen Gebäude Dutzende von Särgen mit repatriierten Leichen von Menschen standen, die in den Lagern gestorben waren. Darunter befanden sich vier Opfer aus Meensel-Kiezegem. Einer meiner Großväter mütterlicherseits, Frans Pasteyns, wurde 1953 repatriiert. Durch meine Eltern und Großmütter lernte ich nach und nach die Geschichte der Kriegstragödie kennen.
Welchen Einfluss hat deine Familiengeschichte auf die Person, die du heute bist?
Zunächst war ich nicht sehr an dieser Geschichte interessiert. Aber mit zunehmendem Alter und wachsendem Interesse an der Geschichte der Meensel-Kiezegem-Tragödie bin ich sensibel für Gewalt und Ungerechtigkeit in der Welt geworden. Ich bin Pazifist und Unterstützer der Idee eines vereinten Belgiens, weil meine Großväter für diese Ideen in den Lagern starben.
Welche Elemente deiner Familiengeschichte und Werte wirst du an die nächste(n) Generation(en) weitergeben?
Ich finde, es ist wichtig, dass meine zwei Kinder und fünf Enkelkinder erkennen, dass Freiheit nicht selbstverständlich ist. Insbesondere die aktuelle Situation in der Ukraine zeigt, dass wir wachsam bleiben und rechtsextreme Ideologien scharf verurteilen müssen.
Wie kamst du dazu, dich im Landesverband Meensel-Kiezigem ’44 zu engagieren? Was bedeutet dir dein Engagement?
Ich glaube, es muss 1998 gewesen sein, als ein Onkel von mir, der Vorsitzender der NCPGR Meensel-Kiezegem war, mich als Vorstandsmitglied des Ortsverbandes vorstellte. Nach seinem Tod im Jahr 2007 wurde ich vom Vorstand gebeten, den Vorsitz zu übernehmen und die Organisation der jährlichen Gedenkfeiern im Dorf zu organisieren und zu koordinieren.
Bis heute setze ich mich dafür ein, den Verein auf Kurs zu halten, denn es ist wichtig, dass die Geschichte von Meensel-Kiezegem weitererzählt wird und vor allem, dass die Opfer von Meensel-Kiezegem nicht vergessen werden.