In der Amicale Internationale KZ Neuengamme (AIN) haben sich die nationalen Organisationen der Überlebenden des KZ Neuengamme sowie deren Familien und Angehörige der ehemaligen Häftlinge auf internationaler Ebene zusammengeschlossen. Die folgenden nationalen Organisationen sind Teil der AIN:
- Belgische Amicale Neuengamme
- N.C.P.G.R. Meensel-Kiezegem ’44 (BE)
- Dänische Amicale KZ Neuengamme
- Niederländische Stiftung Vriendenkring Neuengamme
- October 44 Stiftung (Putten, NL)
- Französische Amicale de Neuengamme
- Deutsche Amicale KZ Neuengamme
- Polnische Amicale KZ Neuengamme
- Spanische Amical Neuengamme
Mehr als 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung der Konzentrationslager liegt die Arbeit der AIN nun in den Händen der Kinder und (Ur-)Enkel ehemaliger Häftlinge des KZ Neuengamme und seiner Außenlager. Sie setzen die internationale Zusammenarbeit der nationalen Verbände fort: Sie setzen sich für die Erinnerung an die NS-Verbrechen ein und diskutieren über die Zukunft des Erinnerns sowie über die Bedeutung der Weitergabe von Erinnerung in Familien und der Gesellschaft.
Wir sprachen mit einigen der Nachkomm:innen, die aktive Mitglieder der nationalen Organisationen der AIN sind, um mehr über ihre Familiengeschichte zu erfahren, wie sie sie geprägt hat und wie sie sich für eine nachhaltige Erinnerungskultur einsetzen. Um die Interviews zu lesen, klicken Sie bitte auf die untenstehenden Namen.
Vital Craeninckx wurde nach seinem Großvater väterlicherseits Vital Craeninckx benannt, der am 16. November 1944 im Alter von 51 Jahren in Neuengamme starb. Auch Vitals Großvater mütterlicherseits, Frans Pasteyns, wurde deportiert und starb im Alter von 48 Jahren am 23. Februar 1945 im Lager Meppen-Versen. Er gehörte zu den Männern aus Meensel-Kiezigem, die 1944 im Zuge von „Vergeltungsmaßnahmen“ nach Deutschland deportiert wurden. Vital Craeninckx erzählte uns, wie diese Tragödie ihn zu dem Menschen gemacht hat, der er heute ist.
– Vital Craeninckx, N.C.P.G.R. Meensel-Kiezegem ’44
Rafael Priego ist der Großneffe von Gabriel Priego González, der während des Spanischen Bürgerkriegs in der Dritten Gemischten Brigade der Spanischen Republikanischen Armee kämpfte. Am Ende des Krieges floh Gabriel Priego Gonzáles nach Frankreich, wo er in einem Lager für spanische Flüchtlinge interniert war. Nach der deutschen Besatzung Frankreichs im Jahr 1940 wurde er nach Deutschland deportiert. Gabriel Priego Gonzáles starb im Dezember 1942 im Konzentrationslager Neuengamme. Rafael erzählte uns, wie er vom Schicksal seines Großonkels erfuhr, wie diese Geschichte ihn als Person prägte und über sein Engagement in der spanischen Amical de Neuengamme.
– Rafael Priego, Spanische Amical Neuengamme
Viviane Cauwbergs ist die Enkelin von Evrard Cauwbergs, der während der zweiten Razzia in Meensel-Kiezigem verhaftet und in das Konzentrationslager Neuengamme deportiert wurde, wo er starb. Viviane erzählte uns von ihrem Aufwachsen mit einem Vater, dessen Vater durch die Hände der Nazis starb, von dem Schweigen, das die Geschichte ihres Großvaters lange Zeit umhüllte, und von ihrem Weg, sich in dem Landesverband Meensel-Kiezigem ’44 zu engagieren.
– Viviane Cauwbergs, N.C.P.G.R. Meensel-Kiezegem ’44
Der Vater von Lars Lynge, Knud Lynge, wurde am 14. November 1944 an seinem Arbeitsplatz im Königlich Dänischen Seekartenarchiv verhaftet. An diesem Tag stürmte die Gestapo das Gebäude, um nach einem Flüchtigen zu suchen, und fand dabei eine Pistole in Knud Lynges Tasche. Während des Krieges brachte er Widerstandskämpfern das Schießen bei, weshalb er gelegentlich eine Waffe bei sich trug. Da das Tragen einer Waffe streng verboten war, wurde er ins Vestre Gefängnis gebracht und verhört, bevor er am 15. Dezember 1944 nach Neuengamme transportiert wurde. Sein Sohn Lars erzählte uns, wie er von der Geschichte seines Vaters erfuhr und wie das Leben der Familie von der Inhaftierung seines Vaters geprägt wurde.
– Lars Lynge, Dänische Amicale KZ Neuengamme
Pascale Evans ist die Tochter von Pascal Valliccioni, der wegen seiner Beteiligung am französischen Widerstand verhaftet und nach Deutschland deportiert wurde. Er überlebte seine Gefangenschaft und lebte, um seine Geschichte zu erzählen. Seine Tochter antwortete auf unsere Fragen, was Erinnerungsarbeit für sie bedeutet und welche Werte sie an ihre Kinder weitergeben möchte.
– Pascale Evans, Französische Amicale de Neuengamme
Jozef Lemmens ist der Sohn von Frans Lemmens, der am 11. August 1944 bei „Vergeltungsaktionen “ in Meensel-Kiezegem verhaftet und nach Deutschland deportiert wurde. Frans Lemmens starb im Konzentrationslager Neuengamme. Jozef Lemmens beantwortete unsere Fragen zu seinem Engagement im Landesverband Meensel-Kiezegem ’44 und was er an die nachfolgenden Generationen weitergeben möchte.
– Jozef Lemmens, N.C.P.G.R. Meensel-Kiezegem ’44
Ich heiße Paulina und bin die Enkelin einer ehemaligen Gefangenen des Konzentrationslagers Neuengamme – meiner wunderbaren, geliebten Großmutter Krystyna Razińska. Ich bin mit dem Glauben aufgewachsen, dass die Welt gut ist, ich habe gelernt, andere Menschen zu lieben, zu vergeben und keine Wut in mir zu hegen.
– Paulina Miecznikowska-Chyła, Nachkommin aus Polen
Aurélie Boisseau ist die Urenkelin von Raphaël Gicquel, einem Widerstandskämpfer aus Frankreich. Als die Gestapo die Waffen fand, die er auf seinem Bauernhof versteckt hatte, wurde er verhaftet und in das Konzentrationslager Neuengamme deportiert. Er starb auf der Cap Arcona am 3. Mai 1945.
– Aurélie Boisseau, Französische Amicale de Neuengamme
Wilma Knoppersen ist Mitglied des Vorstands der Stiftung Oktober ‘44 (Putten, Niederlande). Ihre beiden Großväter, Heimen Knoppersen und Johan Wendt, wurden bei der Razzia in Putten am 1. und 2. Oktober 1944 verhaftet und am 14. Oktober 1944 nach Neuengamme deportiert, wo beide im folgenden Jahr starben.
– Wilma Knoppersen, October 44 Stiftung (NL)
Marianne Rüsz‘ Vater Børge Emil Pedersen war im Konzentrationslager Neuengamme und im Außenlager Versen inhaftiert. Sie wurde aktives Mitglied des dänischen Neuengamme-Vereins, um das Versprechen einzulösen, das ihr Vater und andere überlebende Häftlinge ihren gefallenen Kameraden gegeben hatten: „Sie sollen nicht vergessen werden“.
– Marianne Rüsz, Dänische Amicale KZ Neuengamme