Am 02. und 03. Mai 2022 versammelten sich Angehörige und Interessierte, um den Opfern der Schiffskatastrophe in der Lübecker Bucht vom 03. Mai 1945 zu gedenken. Die Zusammenfassung der Gedenkveranstaltung finden Sie nun auf dem YouTube-Kanal der Amicale Internationale KZ Neuengamme.
Die Amicale Internationale KZ Neuengamme (AIN) lud in Kooperation mit diversen Partner:innen zu der Gedenkveranstaltung in Neustadt ein. Zum Auftakt auf dem Neustädter Marktplatz am 2. Mai hielt Prof. Bill Niven einen Vortrag über die englische und deutsche Erinnerungskultur, ehe Kristof van Mierop von der belgischen Amicale und Françoise Plaza-Carlstroem von der französischen Amicale einen Einblick gaben, wie Erinnerungen an ihre inhaftierten Angehörigen in der Familie weitergegeben wurden. Zum Abschluss des ersten Veranstaltungstages sprachen Sebastian Sakautzki, Leiter der Gedenkstätte Ahrensbök, und Dr. Reimer Möller, Archivleiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme über die Bedeutung des 3. Mai 1945 in der Forschung und Bildungsarbeit.
Die Gedenkveranstaltung am 3. Mai fand auf dem Cap-Arcona-Ehrenfriedhof statt. Nach den Grußworten von Kirsten Eickhoff-Weber, erste Landtagsvizepräsidentin Schleswig-Holsteins, Sönke Sela, Bürgervorsteher der Stadt Neustadt in Holstein und Dr. Martine Letterie, Präsidentin Amicale Internationale KZ Neuengamme, sprach Magda Wajsen über ihren Großvater Kazimierz Wajsen, der den Untergang der „Athen“ überlebte. Bernard Jeune hielt im Anschluss eine Rede über seinen Vater Eugène Jeune, der auf der „Cap Arcona“ starb. Zudem trugen Schüler:innen des Küstengymnasiums Neustadt mit einem Beitrag über Roger Vyvey, Überlebender der „Athen“, zu der Gedenkveranstaltung bei.
Die Gedenkveranstaltung endete mit der Möglichkeit für die anwesenden Angehörigen, an einer Bootsfahrt zu der Untergangsstelle der Schiffe teilzunehmen und auf dem Wasser Blumen niederzulegen.
Unser besonderer Dank gilt Bruno Neurath-Wilson, der die Veranstaltungen filmisch festgehalten und die Zusammenfassung erstellt hat.
Hintergrund
Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa ereignete sich in der Lübecker Bucht eine Katastrophe. Am 03. Mai 1945 bombardierten britische Flugzeuge das Frachtschiff „Thielbek“ und das Passagierschiff „Cap Arcona“, die in der Lübecker Bucht vor Neustadt vor Anker lagen, in der Annahme, dass sich auf den Schiffen deutsche Truppen befanden. Allerdings befanden sich an Bord größtenteils Häftlinge aus dem KZ Neuengamme – fast 7.000 von ihnen starben an diesem Tag.
Etwa 10.000 Häftlinge waren Ende April im Zuge einer Räumungsaktion aus dem KZ Neuengamme nach Lübeck verlegt worden. Die SS zwang sie dann schließlich auf vier verschiedene Schiffe, unter anderem die „Thielbek“ und die „Cap Arcona“. Die Bedingungen an Bord der Schiffe waren katastrophal, sodass viele Häftlinge bereits in den Tagen vor dem Angriff starben.
Als am 03. Mai 1945 die britische Luftwaffe im Rahmen eines Angriffs zur „Zerstörung der feindlichen Schiffsansammlung in der Lübecker Bucht“ die „Thielbek“ und die „Cap Arcona“ bombardierten, verbrannten oder ertranken fast 7.000 Häftlinge in der Lübecker Bucht. Einige, die sich aus dem Wasser retten konnten, wurden am Strand erschossen – nur wenige Stunden vor ihrer möglichen Befreiung.