Am 02. und 03. Mai 2023 wird den Opfern der Schiffskatastrophe in der Lübecker Bucht vor 78 Jahren gedacht. Hierzu lädt die Amicale Internationale KZ Neuengamme in Kooperation und mit Unterstützung von diversen Partner:innen nach Neustadt in Holstein ein.
Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa ereignete sich in der Lübecker Bucht eine Katastrophe. Am 03. Mai 1945 bombardierten britische Flugzeuge das Frachtschiff „Thielbek“ und das Passagierschiff „Cap Arcona“, die in der Lübecker Bucht vor Neustadt vor Anker lagen, in der Annahme, dass sich auf den Schiffen deutsche Truppen befanden. Allerdings befanden sich an Bord größtenteils Häftlinge aus dem KZ Neuengamme – fast 7.000 von ihnen starben an diesem Tag.
Etwa 10.000 Häftlinge waren Ende April im Zuge einer Räumungsaktion aus dem KZ Neuengamme nach Lübeck verlegt worden. Die SS zwang sie dann schließlich auf vier verschiedene Schiffe, unter anderem die „Thielbek“ und die „Cap Arcona“. Die Bedingungen an Bord der Schiffe waren katastrophal, sodass viele Häftlinge bereits in den Tagen vor dem Angriff starben.
Als am 03. Mai 1945 die britische Luftwaffe im Rahmen eines Angriffs zur „Zerstörung der feindlichen Schiffsansammlung in der Lübecker Bucht“ die „Thielbek“ und die „Cap Arcona“ bombardierten, verbrannten oder ertranken fast 7.000 Häftlinge in der Lübecker Bucht. Einige, die sich aus dem Wasser retten konnten, wurden am Strand erschossen – nur wenige Stunden vor ihrer möglichen Befreiung.
Hier finden Sie einen Überblick der diesjährigen Veranstaltungen zum Gedenken an den 3. Mai 1945:
2. Mai 2023, Marktplatz Neustadt
15.00 Uhr, Auftaktveranstaltung:
- Begrüßung durch Dr. Martine Letterie, Präsidentin der Amicale Internationale KZ Neuengamme, und Mano Salokat, Vorsitzender des Kinder und Jugendnetzwerks Neustadt in Holstein
- Lesung der Kinder- und Jugendbuchautorin Kirsten Boie. Sie liest vor Neustädter Schüler:innen und Interessierten aus ihrem Jugendbuch „Heul doch nicht, du lebst ja noch“. Der Roman porträtiert eine Gruppe sehr unterschiedlicher Jugendlicher in Hamburg im Juni 1945.
- Gespräch mit Dr. Martine Letterie. Die niederländische Kinder- und Jugendbuchautorin und Präsidentin der Amicale Internationale KZ Neuengamme spricht über die Bedeutung des Schreibens über Zweiten Weltkrieg für junge Leser:innen.
- Videobotschaft von Manfred Goldberg, Überlebender des KZ Stutthof
16.30 Uhr, Podiumsdiskussion „Weitergabe von Geschichten in der Familie“
- Bruno Neurath, Sohn des Häftlings des KZ Neuengamme Willi Neurath, der den Untergang der Cap Arcona überlebte, diskutiert mit zwei Neustädter:innen. Die Moderation übernehmen Christina Mänz und Jens Westen.
3. Mai 2023, Cap-Arcona-Ehrenfriedhof
9.30 Uhr, Spaziergang zum Ehrenfriedhof
- Nachkommen ehemaliger Häftlinge des KZ Neuengamme im Gespräch mit Schüler:innen aus Neustadt in Holstein
10.30 Uhr, Gedenkveranstaltung am Cap-Arcona-Ehrenmal
- Begrüßung durch Dr. Martine Letterie, Präsidentin der Amicale Internationale KZ Neuengamme
- Grußworte von Dr. Sabine Sütterlin-Waack, Ministerin für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport des Landes Schleswig-Holstein, und Mirko Spieckermann, Bürgermeister der Stadt Neustadt in Holstein
- Videobotschaft von Manfred Goldberg, Überlebender des KZ Stutthof
- Rede von Kristof Van Mierop, Generalsekretär der AIN und des Belgischen Vriendenkring Neuengamme sowie Enkel von Roger Vyvey, einem Überlebenden der „Athen“
- Beitrag der Schüler:innen des Küstengymnasiums Neustadt in Holstein und der Arbeitsgemeinschaft Neuengamme über den polnischen Häftling Kazimierz Wajsen
- Kaddish der Jüdischen Gemeinde Lübeck
Die Gedenkveranstaltung wird musikalisch begleitet von der Jacob-Lienau Gemeinschaftsschule und dem Küstengymnasium Neustadt in Holstein.