Total beeindruckend! – Ich bin heute an diesem besonderen Tag von Brisbane, Australien, aus mit dabei. – Ich wäre so gern persönlich bei Euch!
Begleitet von Glückwünschen aus vielen Ländern haben wir am 13. November 2020 den „Ort der Verbundenheit“ feierlich eröffnet. Trotz der Corona-Pandemie konnten einige Dutzend Gäste vor Ort in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme beim Auftakt zum „Ort der Verbundenheit“ live mit dabei sein.
Angehörige ehemaliger Häftlinge aus Belgien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Spanien und sogar Australien verfolgten den Auftakt zeitgleich auf der Instagram-Seite der KZ-Gedenkstätte und auf Zoom.
Nach fünf Jahren der Vorbereitung und Planung ist der Ort der Verbundenheit nun Wirklichkeit: Ein Ort für Angehörige ehemaliger Häftlinge aus aller Welt, an dem sie aktiv ihr inhaftiertes Familienmitglied namentlich ehren und ihre persönliche Verbundenheit mit ihm am historischen Ort seines Leidens zum Ausdruck bringen können.
Uta Kühl und Bernhard Esser, Mitinitiator*innen des partizipativen Denkmals, fanden bewegende Worten dafür, was der Ort der Verbundenheit ihnen persönlich bedeutet: „Sehr, sehr lange fühlte ich mich allein. Allein mit meiner Wut. Allein mit meiner Trauer. Andere Familienangehörige zu kennen, mich auszutauschen, gemeinsam die Erinnerung wach zu halten, wachsam zu sein und für ein „Niemals wieder“ zu kämpfen, gibt mir Kraft, Zuversicht und Entschlossenheit“, sagte Uta Kühl in ihrer Ansprache. Und Bernhard Esser ergänzte: „Es liegt an uns allen, ob diese Plakate mit der Zeit verwittern und das Leiden, der Tod, die Naziverbrechen in Vergessenheit geraten, oder ob wir die Erinnerung an die Häftlinge des KZ Neuengamme wach halten und ihre Geschichten in die Öffentlichkeit und die Welt hinaustragen. Ich würde mich freuen, wenn eines Tages meine Kinder und meine Enkel hier für ihren Opa und Uropa ein Plakat drucken.“
Und Kristof Van Mierop, der live aus Belgien zugeschaltete Generalsekretär der Amicale Internationale KZ Neuengamme, fügte hinzu: „Ich kann es kaum erwarten, den Ort endlich mit eigenen Augen zu sehen. Was den Ort der Verbundenheit so einzigartig macht, ist das ganz persönliche Gedenken. Hier wird nicht allein ein Name genannt. Angehörige können ein Plakat für ihren Angehörigen auf ihre ganz eigene Art und Weise gestalten.“
Hannes von Coler und Nick Craven vom Studio für experimentelles Design an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, das dem Denkmal seine Gestalt gab, stellten noch einmal die Elemente des Denkmals vor: Die von Angehörigen gestalteten Druckstöcke für Plakate über Häftlinge des KZ Neuengamme, die im Außengelände der Gedenkstätte in Archivregalen würdig präsentiert werden. Die Druckwerkstatt, in der Angehörige und Besucher*innen der KZ-Gedenkstätte von nun an selbst aktiv werden und die Plakate vervielfältigen können. Die Plakatwände, auf denen die Plakate präsentiert werden können. Und nicht zuletzt die mehrsprachige Website des Ortes der Verbundenheit, auf der die fertigen Plakate gezeigt werden. Dort finden Angehörige und Interessierte auch Informationen zum aktiven Mitmachen. Denn: Gedenken heißt handeln!
Auch Barbara Hartje, die Vorsitzende des Freundeskreises KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Dr. Oliver von Wrochem, Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und Mitinitiatorin Halina Kühl steuerten Grußworte zur Eröffnung bei. Xian’ang Su vom Hamburger Konservatorium begleitete die Eröffnung gekonnt auf dem Saxophon.
Nach den Reden kam dann der große Moment: Im Blitzlichtgewitter der Fotograf*innen brachten die anwesenden Angehörigen ihre Poster an die Plakatwand. Für diejenigen, die pandemiebedingt nicht aus dem Ausland hatten anreisen können, griffen viele Gäste der Eröffnung beherzt zum Kleisterpinsel und plakatierten stellvertretend für die Familien.
© Antonia Wegener, 2020
Auszüge aus dem Medienecho der Eröffnung sind auf der Website der KZ-Gedenkstätte Neuengamme zu finden.
Der Anfang ist gemacht – nun kann der Ort weiter wachsen. Informieren Sie sich auf unserer Website und helfen Sie mit!