Es passiert momentan viel in Sachen Projekt „Ort der Verbundenheit“. Wir haben seit der Vorstellung des Projekts hier viel Zuspruch bekommen. Es gehen bei uns bereits erste Rückmeldungen von Angehörigen ein, die für eines oder mehrere Familienmitglieder individuelle Gedenkzeichen setzen möchten. Darüber freuen wir uns sehr. Auch die Studierenden der HfBK, die uns bei der Entwicklung des Gedenkzeichens unterstützen, haben mit ihrer Arbeit begonnen.
Gestaltung des „Ortes der Verbundenheit“
Ein herzliches Dankeschön an all die Nachkommen, die uns seit der Vorstellung des Projekts „Ort der Verbundenheit“ kontaktiert haben. Im Augenblick sammeln wir erst einmal Namen und Adressen/Emailadressen von Angehörigen, die mit einem eigenen Gedenkzeichen zum Ort der Verbundenheit beitragen möchten.
Sobald die Gestaltung des „Ortes der Verbundenheit“ soweit fortgeschritten ist, dass wir genau wissen, wieviel Platz zur Verfügung steht, um ehemalige Häftlinge namentlich zu ehren und die persönliche Verbundenheit mit ihnen und dem Ort ihres Leides zum Ausdruck zu bringen, werden wir alle Angehörigen anschreiben und um entsprechende Ideen bitten.
Studientag für Studierende der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg
Für die Gestaltung des „Ortes der Verbundenheit“ sind wir eine Kooperation mit Jesko Fezer, Professor an der HfBK, und einer Gruppe Studierender eingegangen. Die Studierenden nehmen ihre Aufgabe sehr ernst. Am 3. Mai haben sie sich den Mitgliedern der AG „Ort der Verbundenheit“ vorgestellt und sind im Anschluss an dieses Treffen mit zur Gedenkfeier anlässlich des 73. Jahrestags des Kriegsendes und der Befreiung der Konzentrationslager in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme gekommen.
Die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Geschichte des KZ Neuengamme unter besonderer Berücksichtigung der Interessen der Nachkommen der ehemaligen Häftlinge begann für die Studierenden am 31. Mai 2018 im Rahmen des ersten von zwei Studientagen.
Rundgang über das Gelände der KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Der Rundgang startete im Haus des Gedenkens. An langen Fahnen von der Decke hängend sind die -bislang bekannten – Namen der im KZ Neuengamme gestorbenen Häftlinge aufgeführt. An vielen Stellen haben Angehörige Blumen, kleine Schilder aufgestellt oder Fotos neben dem Namen eines Verstorbenen angeheftet. Damit waren wir sehr schnell bei dem für unser Projekt zentralen Frage: welche Gefühle, Empfindungen haben die Angehörigen beim Lesen des sie betreffenden Namens, was wünschen sie sich im Hinblick auf den geplanten Ort der Verbundenheit.
Geschichte und Nachgeschichte des KZ Neuengamme
Die Studierenden wurden bei ihrem Gang über das Gelände der KZ-Gedenkstätte Neuengamme von zwei Mitarbeiterinnen der KZ-Gedenkstätte Neuengamme begleitet. Diese vermittelten grundlegende Informationen zum KZ Neuengamme. Sie berichteten über die verschiedenen Häftlingsgruppen, über den Alltag der Häftlinge und das Leben nach dem Überleben, das für viele ehemalige Häftlinge sowohl von einem Kampf für ein würdiges Gedenken als auch um Anerkennung des von ihnen erlittenen Schicksals geprägt war.
Themen, die die Studierenden besonders interessierten, waren sowohl die Pläne der Nazis, die Stadt Hamburg zu einer sogenannten „Führerstadt“ umzubauen, als auch die Frage, inwieweit die Gedenkstätte mit Schändungen (Schmierereien, Vandalismus) auf dem Gelände konfrontiert ist.
Die Studierenden waren sehr berührt als sie erfuhren, welche Funktion der Arrestbunker während der Zeit des Konzentrationslagers erfüllt hatte. Das Niederlegen der Kränze und einzelner Blumen einige Wochen zuvor am 3. Mai bekam nun noch einmal eine besondere Bedeutung. Angesichts der Kerzen, Blumen und Gestecke, die sie zwischen den Resten des Fundaments liegen sahen, waren sie sofort wieder dabei, sich mit der Frage zu befassen, wie sie sowohl den ehemaligen Häftlingen und den heterogenen Wünschen der Nachkommen mit ihrem Entwurf entsprechen könnten.
Lebendiges Erinnern
Nach Geländerundgang und Pause fand ein Gespräch mit Dr. Oliver von Wrochem, dem stellvertretenden Direktor der KZ-Gedenkstätte Neuengamme statt. Als Auf Wunsch der Studierenden gab erzunächst einige Informationen zur Um- und Neugestaltung des Geländes 2003-2005. Im Hinblick auf den Ort der Verbundenheit verdeutlichte Oliver noch einmal, dass es hierbei nicht um einen Ort des Totengedenken gehen solle, sondern um einen in der Gegenwart verankerten Ort des lebendigen Erinnerns, der erweiterbar und damit wandelbar sein werde.
Die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Erinnerung und deren Weitergabe erläuterte Oliver von Wrochem am Beispiel der verschiedenen Häftlingsgruppen: an erster Stelle Stelle stünden in unserer Gedenkkultur immer die jüdischen und politischen NS-Verfolgten, kaum eine Stimme hingegen hätten bislang Sinti und Roma, sog. Asoziale, Homosexuelle oder besonders auch die osteuropäischen Verfolgten.
Der Studientag endete in einem Austausch der Studierenden mit einigen Mitgliedern der AG Ort der Verbundenheit über das Erlebte und Erfahrene. Ende 20. Juni treffen sich die Studierenden wieder mit den Mitgliedern des Orts der Verbundenheit, um mehr Einblicke in die Auswirkungen der Verfolgungserfahrungen auf die Familien kennenzulernen. Thema des zweiten Studientags wird die Formsprache des Gedenkens sein.