Angehörige ehemaliger Häftlinge des KZ Neuengamme haben am 2. Mai 2023 wieder die Möglichkeit, ihre für den Ort der Verbundenheit gestalteten Plakate gemeinsam zu drucken, zu plakatieren und öffentlich zu präsentieren.
Jedes Jahr wird der Ort der Verbundenheit am Plattenhaus der KZ-Gedenkstätte Neuengamme um neue Druckplatten von Plakaten ergänzt, mit denen Angehörige ihr verfolgtes Familienmitglied würdigen. Die Druckplatten sind vor Ort im Außengelände sichtbar und stehen bereit, um die Plakate in der Druckwerkstatt von Hand zu vervielfältigen. So wächst der Ort der Verbundenheit von Jahr zu Jahr.
Im letzten Jahr folgten über 30 Angehörige aus mehreren Ländern der Einladung, sich vor Ort zu treffen. Viele nutzten die Möglichkeit, in der Druckwerkstatt eines oder mehrere Plakate mit den selbst gestalteten Druckplatten zu drucken und dabei auch miteinander über die eigene Familiengeschichte ins Gespräch zu kommen.
Mehr als 100 Gäste kamen zu der öffentlichen Plakatpräsentation. Es sprachen Balbina Rebollar, Tochter von Evaristo Rebollar und Präsidentin der Spanischen Amicale de Neuengamme, Karin van Steeg, Angehörige von 14 der im Zuge der Razzia im niederländischen Putten verschleppten KZ-Häftlinge und Yvonne Cossu, Ehrenpräsidentin der französischen Amicale de Neuengamme. Nacheinander stellten sie ihre selbst gestalteten Plakate vor und schilderten eindrücklich, welche Gedanken, Ziele und Überlegungen und Gefühle für sie bei der Entwicklung dieser Plakate wichtig waren.
Vor dem gemeinsamen Plakatieren stellten sich alle Angehörigen mit ihren Druckplatten auf und trugen nacheinander den Namen des Menschen vor, dem ihre Druckplatte gewidmet ist – für viele ein unglaublich berührender Moment und ein Höhepunkt der Veranstaltung.
© Iris Groschek, SHGL
Auch in diesem Jahr gibt es wieder die Möglichkeit, gemeinsam zu drucken, Plakate zu präsentieren und die Geschichten der Verfolgten und ihrer Familien hinter den Plakaten kennenzulernen:
Dienstag, 2. Mai 2023, 14:00-17:00 Uhr: Offene Druckwerkstatt am Ort der Verbundenheit
In dieser Zeit können alle Angehörigen ohne Voranmeldung die Druckwerkstatt besuchen, um ihr selbstgestaltetes Plakat zu drucken. Sie erhalten eine Einführung in die Drucktechnik, die bereits im Widerstand gegen den Nationalsozialismus genutzt wurde, und die Möglichkeit, sich mit anderen Angehörigen von Verfolgten auszutauschen. Die Plakate können mit nach Hause genommen, weiter verbreitet oder für eine Präsentation vor Ort bereitgestellt werden. Wir freuen uns auf viele internationale Begegnungen und Gespräche!
Dienstag, 2. Mai 2023, 17:00-18:00 Uhr: Öffentliche Plakatpräsentation am Ort der Verbundenheit
Am Ort der Verbundenheit stellen zwei Angehörige ehemaliger KZ-Häftlinge ihre Plakate öffentlich vor. Im Anschluss sind alle anwesenden Angehörigen eingeladen, die von ihnen gestalteten Poster gemeinsam zu plakatieren. Es sprechen:
Riet Schuit/Karin van Steeg
Erst im Alter von 13 Jahren erfuhr Riet Schuit von ihrem richtigen Vater. Hendrikus Schipper war 1944 im Zuge einer Vergeltungsaktion der deutschen Wehrmacht aus dem niederländischen Putten verschleppt worden. Acht Monate später kam seine Tochter Riet zur Welt. Aufgrund seiner Deportation konnten Riets Eltern nicht heiraten. Ob er je erfuhr, dass er Vater werden würde, ist nicht bekannt. Hendrikus Schipper kam wenige Wochen nach seiner Verhaftung im Außenlager Ladelund des KZ Neuengamme ums Leben. Er war 21 Jahre alt. Seine Geschichte wurde in der Familie zum Tabu. Zusammen mit Karin van Steeg berichtet Riet Schuit von ihrem Vater und den Auswirkungen seiner Deportation auf ihr eigenes Leben.
Mykola Titow/Janina Martynowa
„Ich bin nach dem Krieg geboren, doch der Krieg hat mich nie losgelassen“, schrieb Mykola Titow 2020 auf das Plakat, das er für seinen im KZ Neuengamme verstorbenen Onkel Iwan Titow gestaltete. Zwei Jahre später erfolgte der russische Überfall auf die Ukraine. Mykola Titow gelang mit seiner Familie die Flucht aus dem ukrainischen Kriegsgebiet nach Hamburg. Stellvertretend für Janina Martynowa, die als Binnenflüchtling in der Ukraine lebt, wird er das Plakat über Nikolaj Awerjanowitsch Awdeenko vorstellen. Der Großvater, beim dem Janina Martynowa aufwuchs, hat die Haft im KZ Neuengamme überlebt. Mit der Haftentschädigung, auf die Nikolaj Awdeenko jahrzehntelang hatte warten müssen, trug er dazu bei, dass seine Enkelin studieren konnte.
Musikalische Umrahmung: Georg Taubitz und Matthis Gaebel, Horn
Eine Veranstaltung der AG Ort der Verbundenheit und der KZ-Gedenkstätte Neuengamme in Kooperation mit dem Freundeskreis der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, der Arbeitsgemeinschaft Neuengamme und der Amicale Internationale KZ Neuengamme.
Wichtig:
Wer selbst ein Poster gestalten möchte, findet Informationen dazu unter „Wie gestalte ich ein Plakatmotiv?“ . Für Druckplatten, die noch vor dem 2. Mai produziert werden sollen, benötigen wir die Plakatmotive spätestens bis zum 1. März 2023!
Bitte informieren Sie uns bis zum 15. April 2023 per E-Mail an info@ort-der-verbundenheit.org, wenn Sie Ihr Poster bei der öffentlichen Plakatpräsentation plakatieren möchten. Da die Poster nach dem Drucken erst noch trocknen müssen, bereiten wir alle Plakate schon im Vorfeld für die Präsentation vor. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!