Jan van Ommen ist seit vielen Jahren Mitglied der Stichting Vriendenkring Neuengamme, dem niederländischen Freundeskreis der KZ-Gedenkstätte. Seine Mutter Renny van Ommen war eine der ca. 650 Frauen, die bei der Räumung des Lagers Vught auf Transport nach Dachau kamen. Von denen wurden ungefähr zweihundert schnell weiter nach München transportiert in ein Außenlager von Dachau, wo sie in einer Fabrik der Firma AGFA Zwangsarbeit leisten mussten. Zu dieser Gruppe gehörte Jan van Ommens Mutter. Von dieser Gruppe der ursprünglich 650 Frauen ging am 10. Oktober 1944 ein weiterer Transport mit 48 Frauen über Neuengamme nach Horneburg, einem von Neuengammes Außenlagern. Deswegen und weil er seit Jahren in Hamburg lebt, ist Jan van Ommen die Geschichte des Konzentrationslagers Neuengamme persönlich sehr wichtig.
Im Bulletin der Stichting war in der Ausgabe vom März 2014 ein Artikel von Jan van Ommen über das Schicksal niederländischer Frauen in den Außenlagern Horneburg und Reichenbach erschienen. Als Reaktion auf diesen Artikel bekam Jan eine Anfrage von Henny Blok, der herausfinden wollte, was zum Tod seiner Tante Neeltje Blok geführt hatte. Neeltje Blok war auf der Fahrt von Ravensbrück nach Schweden ums Leben gekommen. Sie war vorher auch im Außenlager Horneburg gewesen.
Mit seiner Anfrage hatte Henny Blok genau den Richtigen angesprochen. Jan van Ommen wohnt in Norddeutschland, hat gute Kontakte nach Ravensbrück und ist mit einer Schwedin verheiratet. Dadurch hatte er gute Beziehungen nach Schweden und Zugang zu schwedischen Texten. Er begann seine Recherche, deren Ergebnis jetzt als Buch mit dem Titel „Richtung Schweden 1945“ vorliegt.
Bei seiner Recherche ist viel herausgekommen. Jan beschreibt in seinem Buch die verschiedenen Personen und Institutionen, die an der Rettung der Frauen von Ravensbrück beteiligt waren und die Rolle, die sie dabei gespielt haben sowie welche Frauen gerettet werden konnten und wie ihre Ankunft in Dänemark oder Schweden war. Dreimal kam es vor, dass Rettungstransporte beschossen wurden. Dabei handelte es sich jedes Mal um “friendly fire”. Jan schildert diese drei Vorfälle im Detail.
Danach gibt er eine Übersicht über alle Transporte von Ravensbrück nach Schweden. Weil das Internationale Rote Kreuz ein Büro in Lübeck hatte, geht er in diesem Zusammenhang auch auf die Katastrophe der „Cap Arcona“ und „Thielbek“ in der Lübecker Bucht ein. Jan van Ommen beschreibt auch das Schicksal der Frauen, die in Ravensbrück zurückblieben, ebenso wie das der Frauen, die am 2. Mai aus Hamburg nach Schweden gebracht wurden. Letztere kamen nicht, wie häufig vermutet, aus Ravensbrück, sondern aus Außenlagern von Neuengamme.
Trotz aller Bemühungen hat Jan van Ommen leider nicht herausfinden können, unter welchen Umständen Neeltje Blok ums Leben kam. Nichtsdestotrotz denke ich, dass ihr Neffe Henny sehr zufrieden mit dieser ausführlichen Studie ist.
Jan van Ommen hat die Informationen über die Rettungstransporte von Ravensbrück nach Schweden sehr übersichtlich zusammengestellt. Als Nebenprodukt kamen dabei zusätzliche Angaben für unser Digitales Monument heraus, mit dem wir an die Häftlinge in Neuengamme erinnern. Daher an dieser Stelle ganz viel Respekt und ein großes Dankeschön für seine Mühen!
Das Buch kann auf Deutsch, Niederländisch, Englisch und Dänisch bei www.vanommen.de als Taschenbuch und/oder E-Book bestellt werden.
Übersetzung: Ulrich Gantz